Am 20. Oktober 2021 ist Univ.-Prof. em. Dr. Hans Haselböck im Alter von 93 Jahren in seinem ursprünglichen Heimatort Maria Langegg im Dunkelsteinerwald verstorben. Um ihn trauern vor allem die österreichischen Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker.
Sie haben ihren „Altmeister der Zunft“ verloren, wie ihn ein Journalist in Bamberg einmal bezeichnet hat. Hans Haselböck war vor allem Organist, sowohl in der Liturgie als auch in Konzertsälen weltweit. Besonders machte er sich durch seine Improvisationskunst einen Namen. Sie wurde gewürdigt durch den „Großen Preis von Haarlem“, den man nur dauerhaft zugesprochen bekam, wenn man ihn in drei aufeinander folgenden Jahren gewonnen hatte. Das gelang Haselböck in den Jahren 1958-1960.
Er war auch ein wichtiger Pädagoge als Professor, Abteilungsleiter und Prorektor an der Akademie bzw. Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Wien (heute Universität mit der Kurzbezeichnung „mdw“) von 1961 bis 1996.
Von der internationalen Kritik wurden vor allem sein Klangsinn, seine Registrierkunst und nicht zuletzt seine souveräne Technik gerühmt. Oft war er als Dozent und Juror gefragt. Im ORF war er jahrelang als Konsulent für die Übertragung katholischer Gottesdienste (der sogenannten „Radiomesse“) tätig. Neben all dem fand er noch Zeit, als Autor von Sendereihen für Hörfunk und Fernsehen und überhaupt als Publizist zu arbeiten.
Als Kenner der internationalen Orgelszene wurde er häufig als Berater bei Orgelrestaurierungen und Orgelneubauten herangezogen. Unser Stift schuldet ihm Dank dafür, dass er zusammen mit dem Organologen Ing. Egon Krauss und dem damaligen Domkurator und späteren Domkapellenmeister Dr. Walter Graf die Teilrestaurierung unserer Hencke-Orgel durch Orgelbaumeister Gregor Hradetzky beratend begleitet hat. Diese Restaurierung im Jahr 1964 war zugleich ein „Erweiterungsumbau“ und daher anfangs sehr umstritten. Längst haben sich die Wogen geglättet: Es hat sich erwiesen, dass die Vorteile wesentlich schwerer wiegen als eventuelle Nachteile. Möge Gott dem Verstorbenen alles Gute, das er in seinem irdischen Leben gewirkt hat, im ewigen Leben in reichem Maß lohnen. Requiescat in pace.
(ein Beitrag von Otto Klimek, emeritierter Stiftsorganist in Herzogenburg)