Vor rund 1.600 Jahren lebte eine der prägendsten Gestalten der gesamten Kirchengeschichte: Bischof Augustinus von Hippo Regius. Er war Philosoph und Theologe in der ausgehenden Antike und versöhnte das Gedankengut der griechischen Philosophie in einzigartiger Weise mit dem Christentum. Seine zahlreichen theologischen Werke gelten als richtungsweisend, die von ihm verfasste Ordensregel bildet bis heute für zahlreiche Ordensgemeinschaften die Richtschnur ihres geistlichen Lebens.
Das Leben des Hl. Augustinus
Augustinus wurde 354 in Thagaste (im heutigen Algerien) als Sohn eines heidnischen römischen Beamten und einer gläubigen und sittenstrengen Christin geboren. Die Mutter Monika unterwies ihn zwar im christlichen Glauben, die Taufe allerdings sollte nach damaliger Sitte erst in einem reiferen Alter erfolgen. Die Eltern legten Wert auf eine gute Schulbildung, um ihrem Sohn den Zugang zu einer gehobenen Berufslaufbahn zu ermöglichen. Er studierte in Karthago, sein weiterer Berufsweg führte ihn nach Mailand.
Geistig hatte er sich dem Manichäismus zugewandt: Diese ursprünglich persische Lehre vertritt eine dualistische Trennung allen Daseins (hell/dunkel, gut/böse). Aufgabe des Menschen sei es, sich durch Reinheit und besondere Askese von der Finsternis zu befreien, um an der Erlösung teilhaben zu können. Für den ehrgeizigen Augustinus ist diese Lehre faszinierend und herausfordernd, während er die Schriften des Neuen Testamentes aufgrund ihrer sprachlichen Einfachheit geringschätzte. Dann aber erfuhr er ein Bekehrungserlebnis und ließ sich in der Osternacht des Jahres 387 zusammen mit seinem Sohn Adeodatus, der einer außerehelichen Beziehung entstammte, taufen.
Das Schicksal verschlug ihn sodann nach Hippo, wo er drei Jahre später vom Volk zum Priester (eigentlich gegen seinen Willen) und einige Jahre später schließlich zum Bischof gemacht wurde. Er gründete mit seinem Klerus ein Kloster, in dem er selbst lebte. Es war ein Leben in Gütergemeinschaft und brüderlicher Liebe nach dem Vorbild der ersten Christen von Jerusalem. Hier verfasste er die Ordensregel, die uns überliefert ist.
Die letzten Lebensjahre waren gekennzeichnet von Sorge und Not, da zum Zeitpunkt seines Todes bereits die Vandalen seine Bischofsstadt belagerten. Augustinus verstarb am 28. August 430 an starkem Fieber. Seine Gebeine wurden später nach Pavia in Norditalien überführt.
Das Werk des Hl. Augustinus
Der Hl. Augustinus war umfangreich literarisch tätig: Insgesamt sind 113 Bücher verschiedensten Inhaltes erhalten. Die in theologischer Hinsicht bedeutendsten Schriften entstanden als sogenannte „Apologien“, in denen Augustinus versuchte, die katholische Lehre gegen die Angriffe von Irrlehrern zu verteidigen. In rhetorisch brillianten Formulierungen gelingt es Augustinus, den Kern des Christentums auf den Punkt zu bringen. So entstand das Werk „De civitate Dei“ („Vom Gottesstaat“) als Abrechnung mit dem römischen Götterglauben. Im Mittelpunkt steht die Betonung der Einzigartigkeit Jesu Christi. Ein weiteres bedeutendes Werk handelt von der Dreifaltigkeit („De Trinitate“), in dem es Augustinus gelingt, die sich soeben entfaltende Lehre von der Dreifaltigkeit in klare Bahnen zu lenken und zu verankern. Das bekannteste Buch ist wohl seine Autobiographie, die „Confessiones“ (nur unzureichend zu übersetzen mit „Bekenntnisse“). Im Mittelpunkt dieses Werkes steht das theologische Anliegen, das Wirken Gottes und seine über alles gehende Gnade anhand seines eigenen Lebens sichtbar zu machen.