Eine gar nicht trockene Bibliothekentagung im Stift

Berichte

Nicht nur weil Propst Maximilian Fürnsinn den BibliothekarInnen ein Fass Bier spendierte, war die heurige Jahrestagung der kirchlichen Bibliotheken alles andere als eine trockene Angelegenheit. Am 22./23. Mai 2017 kamen rund 40 TeilnehmerInnen im Stift Herzogenburg zusammen, um über Bedeutung und Zukunft des kirchlichen Bibliothekswesens in Österreich zu sprechen.

Der große Wandel im digitalen Zeitalter hat auch die Bibliotheken kirchlicher Einrichtungen erfasst. Marcus Stark von der Diözesanbibliothek Köln prognostizierte, dass jene Bibliotheken überleben werden, die ein Alleinstellungsmerkmal haben – und hier sind die Kloster- und Bistumsbibliotheken gut aufgestellt. Sie sind entweder reich an historischem und daher einmaligen Buchbestand oder sammeln gezielt kirchliche Publikationen, die in öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken oft nicht vorhanden sind. Dies macht sie einmalig.

Ein weiteres Ergebnis der Tagung war die Erkenntnis, dass Klosterbibliotheken im Gegensatz zu anderen Bibliotheken eine besondere Aufgabe erfüllen: Sie sind einmalige Gedächtnisorte, in denen sich widerspiegelt, womit sich Ordensleute über Generationen beschäftigt haben und durch welche Geisteswelten, Ideen, Narrative und Informationen sie ihr Ordensleben geprägt haben. Im Gegensatz zur Bücherei, wo das Hineinschreiben ins Buch streng verboten ist, sind in der Klosterbibliothek darum oft gerade jene Bücher die wertvollsten, die Lesespuren und Glossen von Ordensleuten enthalten.

Aus der Außensicht ist das kirchliche Bibliothekswesen eher schwierig zu erfassen, das war eine der Erkenntnisse aus den Ausführungen von Werner Schlacher, dem Präsidenten der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare. Aber selbst innerhalb der Kirchen und Klöster sind Bibliotheken nicht selten verborgene Orte. Propst Maximilian bekannte, dass er die Stiftsbibliothek lange Zeit als einen geschlossenen und ihm unbekannten Ort wahrgenommen hat. „Was man nicht zeigt, sieht man nicht“, brachte er es auf den Punkt. Man muss die Bibliotheken öffnen und das reiche kulturelle Erbe, das in ihnen ruht, zugänglich und anschaulich machen, damit die Bibliotheken nicht zu reinen Büchermuseen werden. Dazu braucht es einen Bibliothekar mit dem „Charisma sanfter Zärtlichkeit“, so Propst Maximilian, also einen Mitbruder, der die Bibliothek im Kapitel zu seinem Anliegen macht.

Sr. Beatrix Mayrhofer sprach als Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden über die Bedeutung der Bücher bei den Ordensfrauen. Durch deren Apostolate im Schul- und Spitalswesen sind Fachbibliotheken entstanden, die viel Wissen um das Wirken der Orden beinhalten und bei der Umstrukturierung der Werke oft viel zu wenig beachtet werden. Zum Abschluss der Tagung stellte der Herzogenburger Stiftsbibliothekar Ulrich Mauterer CanReg „seine“ Bibliothek vor und zeigte bei der Bibliotheksführung Buchzeugnisse klösterlichen Lebens im Chorherrenstift.

Da unsere Tagung in die Zeit der Bitttage fiel, hielten wir in der Pfarre des Stiftsbibliothekars den Bittgang gemeinsam mit den Pfarrangehörigen, der Ausklang beim Heurigen zählt zu den schönsten Erinnerungen an diese gar nicht trockene Bibliothekentagung.

(Dr. Helga Penz)